Die Familie ist tot!- Es lebe die Familie
Dienstag, 2. November 2010
Nimmersatt
Essen hält Leib und Seele zusammen. Essen ist für jeden Menschen sehr wichtig. Für Sascha ist Essen das Allerwichtigste und Schönste im Universum. Seine Flasche will er immer sehr pünktlich haben. Nach fünf Minuten hat er so eine Flasche restlos ausgetrunken. Genug ist es sowieso nie. So dass er jedes Mal wenn sie leer ist uns ganz enttäuscht anguckt. Dann verzieht er sein kleines Mündchen, das Kinn bebt, er wird rot im Gesicht und beginnt höllisch zu schreien. So als hätte er nie etwas bekommen. So früh wie es nur irgendwie geht will er dann feste Nahrung haben. Nach dem vierten Monat ist es dann endlich so weit. Auch wir als Eltern können aufatmen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es Kinder gibt, die bis zum Ende des sechsten Monats nur mit Muttermilch zufrieden sind.
Mein Mann und ich hatten von Anfang an beschlossen, keine Gläschennahrung für das Baby zu nehmen, sondern selbst zu kochen und pürieren. Das ist zwar manchmal etwas aufwendig, aber so können wir genau die Mengen und die Zusammensetzung, die Sascha zu sich nimmt kontrollieren. Diese Eigenkreationen schmecken unserem Sascha am Anfang auch ganz gut. Er isst fast alles: Kartoffeln, verschiedene Gemüse, frischen Fisch, Obst. Doch dann stellt er offenbar fest, dass es bestimmte Dinge gibt die einfach besser schmecken als alles andere. Dabei ist er gerade einmal fünf Monate alt und in jedem Ratgeber steht, dass die Kinder in diesem Alter noch keinen sehr ausgeprägten Geschmackssinn haben. Nicht aber unser Sascha. So zieht er Obst allen anderen Dingen deutlich vor. Das hatte zur Folge, dass es mittags immer ein teuflisches Geschrei gibt, wenn wieder mal Kartoffeln und Möhren auf dem Speiseplan stehen. Es wird gespuckt, gehustet und wie am Spieß geschrieen. Mein Mann hat kaum noch ein sauberes T-Shirt im Schrank. Gibt es dagegen am Nachmittag Obst, so kann Sascha gar nicht genug davon bekommen. Alles wird in sich hineingestopft und er versucht sogar sich den Löffel selbst in den Mund zu schieben. Alles muss selbstverständlich sehr schnell gehen, sonst gibt es wieder ein teuflisches Geschrei. Wahrscheinlich hat er nach jedem Löffel die Angst, dass es der letzte war. Gibt es dann wirklich den letzten Löffel, so geht das Gejaule los. Obwohl er meistens einen ganzen Apfel und zwei Aprikosen und ähnliches bekommen hat. Als Sascha sechs Monate alt ist, gewöhnt er sich langsam daran, dass es mittags etwas Herzhaftes gibt und nichts Süßes. Er isst nun mit wachsender Begeisterung. Außerdem gibt es jetzt abends einen Milchbrei. Darüber ist er geteilter Ansicht. An einem Abend kann er gar nicht genug bekommen und am anderen geht er nach einer halben Stunde Schreierei ohne Abendbrot ins Bett. Hat er dann mal ausreichend gegessen, so schläft er wenigstens zwölf Stunden durch. Das ist mit fünf Monaten schon eine beachtliche Leistung. Und auch nach so einer langen Nacht werden Mama und Papa morgens noch mit einem strahlenden Lächeln begrüßt. Da wird man dann für alle Mühen entschädigt.
Ständig hat Sascha Hunger, obwohl er so dick ist, dass die Kinderärztin uns bei der Gewichtskontrolle jedes Mal vorwurfsvoll ansieht. Sascha stört das nicht. Er ist offenbar der Meinung, er muss dringend noch mehr Speck auf die Rippen kriegen. Kaum ist eine Mahlzeit vorbei, da lauert er auch schon auf die Nächste. Sascha scheint einen eingebauten Wecker für Mahlzeiten zu haben. Auf die Minute genau weiß er, wann es so weit sein muss und das schon seit seiner Geburt. Dann beginnt er erst zu schmatzen, dann zu meckern und schließlich ist er nicht mehr zu bremsen. Die Tränen kullern nur so an seinem runden Gesicht mit den dicken roten Bäckchen herunter. Es ist als wolle er sagen: „Nie kriege ich hier etwas zu essen.“ Das kann manchmal sehr anstrengend sein. Besonders wenn man unterwegs ist, muss man darauf achten, dass man immer genügend Vorräte mit sich herumträgt.
Äußerst unangenehm kann es werden wenn Oma und Opa zum Babysitten vorbeikommen und Sascha füttern wollen. Natürlich gibt es ein höllisches Geschrei, weil Oma viel zu langsam ist. Der Löffel muss nämlich möglichst schnell wieder im Mund sein. Es darf keine Pause zwischendurch geben. Dann muss man auch noch aufpassen, dass alle sich an die Essensvorschriften halten. Dies bedeutet bei Sascha keine Süßigkeiten und möglichst wenig Fett. Obst und Gemüse dagegen darf er so viel er möchte. Trotzdem macht es meinen Eltern Spaß Sascha mit Pudding zu füttern, weil er ja so schön isst und sich freut. Dabei geben wir uns so sehr Mühe Sascha so gesund wie möglich zu ernähren, da er schon fast übergewichtig ist.
Im Alter von etwa neun Monaten beginnt Sascha sich nun zunehmend für das was auf unseren Tellern liegt zu interessieren. Deshalb müssen wir auch unseren Speiseplan umstellen. Besuche bei gewissen Burgerketten gehören nun endgültig der Vergangenheit an. Und besonders mir fällt es schwer sich diese Unart abzugewöhnen. Manchmal wenn Sascha im Bett liegt, lassen wir uns doch mal eine Pizza mit einer großen Cola nach Hause liefern. Die wird dann mit ganz viel Genuss gegessen.

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Letzte Aktualisierung: 2010.12.20, 08:58
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