Die Familie ist tot!- Es lebe die Familie
Freitag, 19. November 2010
Erste Trennung
Es ist jetzt Anfang November. Die Tage werden immer kürzer und grauer. Jetzt soll Sascha auch noch in die Krippe gehen. Das stimmt mich nicht gerade heiter. In zwei Wochen beginnt schon die Eingewöhnungszeit. Sascha soll zuerst nur wenige Stunden dort bleiben, um sich an die anderen Kinder und den neuen Tagesablauf zu gewöhnen. Auch meinen Mann befällt bei diesem Gedanken eine leichte Melancholie. Er hätte nie gedacht, dass man sich so an ein Baby gewöhnen kann und dass die Zeit so schnell vergehen würde. Außerdem bezweifelt Andi jetzt, dass die Erzieherinnen in der Krippe Sascha so gut versorgen können wie er. Ich habe eine Bekannte, die auch in der Kinderbetreuung tätig ist. Sie würde ihr Kind nie in eine Einrichtung geben so lange es noch nicht laufen kann. Das ermutigt uns nicht grade. Wir hoffen natürlich, dass unsere KITA unserem Sohn nicht schaden wird.
Für mich ist es auch nicht ganz so schlimm, dass unser Sohn nicht mehr zu Hause sein wird. Ich habe ja schon ausreichend Zeit gehabt, um mich daran zu gewöhnen Sascha nicht mehr den ganzen Tag zu sehen. Bei meinem Mann wusste ich ihn jedoch in guten Händen. Nur musste er mir abends immer alles erzählen was Sascha den ganzen Tag gemacht hatte. Auch wenn der Tag für ihn langweilig gewesen war.
Da mein Mann jetzt auch noch auswärtig arbeitet, kommt auf mich eine doppelte Belastung zu. Wie soll ich es bloß schaffen. Ich muss auf Arbeit allen Anforderungen gerecht werden und dann nach Feierabend auch noch ausreichend Zeit für Sascha finden. Zum Glück ist alles halb so wild. Andi muss ein bis zwei Mal in der Woche nach auswärts. So können wir uns alles gut einteilen.
Nun ist es leider so weit. In etwa drei Tagen soll Sascha zur Eingewöhnung in die Krippe. Doch plötzlich hat er keinen Appetit mehr und wacht nachts ständig auf und weint. Tagsüber ist er ungenießbar. Dann bricht die Bronchitis richtig aus. Er hustet sich fast die Lunge aus und er klingt wie eine Espressomaschine. Für uns ist dies alles Neuland. Sascha war bisher nie krank gewesen. Er hat wohl irgendwie geahnt, dass es bald anders langgehen soll. Da hat er sich wohl gedacht, er bleibt noch ein bisschen zu Hause und genießt das schöne Leben. An eine Eingewöhnung in der Krippe ist jedenfalls erst mal nicht zu denken. Dann muss er wohl gleich ins kalte Wasser springen und wenn er wieder gesund ist ohne Eingewöhnung in die Krippe gehen.
Dies tut er dann auch aber nicht sehr lange. Die Ärztin erklärt uns, dass Sascha nun gesund sei. Na endlich. Doch was ist das? Warum schläft er dann vor lauter Husten kaum in der Nacht? Na ja, es wird schon alles gut werden. Also schicken wir unser Kind am folgenden Tag in die Krippe. Andi und ich machen uns sehr große Sorgen. Wie wird Sascha reagieren? Gibt es Heulorgien, weil er sich von Mama und Papa verlassen fühlt? Andi muss sogar mit den Tränen kämpfen, als er Sascha abgibt. Für mich ist es etwas leichter, da ich mich ja schon viel früher von Sascha trennen musste um zur Arbeit zu gehen. Aber trotzdem würde ich es besser finden, wenn Sascha bei meinem Mann in unserem zu Hause bleibt und nicht bei einer Horde tobender, fremder Kinder. Aber es bleibt uns nichts anders übrig. Sascha jedenfalls begreift nicht den Ernst der Situation. Als mein Mann ihn abgibt, bekommt Sascha gleich einen Hubschrauber auf die Krabbeldecke. Bei derartigen Bestechungsversuchen ist der Papa sofort uninteressant. Das neue Spielzeug wird mit infantiler Freude untersucht und begutachtet. Der Papa ist vollends vergessen. Andi verlässt die Szene. Ich sitze gerade auf der Arbeit. Ich gucke auf die Uhr. Jetzt müsste es soweit sein. Ich rufe Andi an und er gesteht mir dass ihm das Wasser in den Augen steht. Als er aber erzählt, dass es Sascha ganz locker nimmt, bin ich ein wenig beruhigt.
Am Nachmittag um vierzehn Uhr klingelt das Telefon. Andi ist dran. Er sagt, er hat sich Arbeit mit nach Hause genommen. Deshalb möchte er Sascha jetzt schon abholen. Natürlich bestätige ich ihn in seinem Vorhaben. Auch mir ist es lieber unseren Sohn wieder zu Hause zu wissen. Als ich am Abend nach Hause komme, finde ich einen glücklichen Mann und einen freudigen Sascha. Gut gelaunt werde ich begrüßt. Andi hat, wie zu erwarten, nichts von der mitgenommenen Arbeit geschafft und muss nun am Abend arbeiten. Am nächsten Tag hat sich das Problem von alleine gelöst. Sascha hat einen ordentlichen Rückfall. Seine Bronchitis ist zurückgekehrt. Das war ja ein erfolgreicher Start. Sascha wird natürlich sofort krankgeschrieben und ich bleibe mit ihm zu Hause. Aber meine Freude währt nicht lange, kurz darauf bin ich auch krank. Saschas Bakterien haben ganze Arbeit geleistet. Nun wird jeder Gang für mich zur Qual. Ich möchte eigentlich nur noch im Bett liegen und schlafen. Das geht natürlich nicht. Denn auch der kranke Sascha will ja versorgt werden. Zum Glück ist ja bald Wochenende. Dann kann ich mich etwas ausruhen. Es geht mir und natürlich auch Sascha schon bald besser. Zu Hause habe ich endlich mal Zeit die liegen gebliebenen Arbeiten zu erledigen. Wenn man arbeiten geht, hat man nicht immer Lust, sich nachdem das Kind im Bett verschwunden ist, gleich den Hausarbeiten zu widmen. Also wird immer nur das Nötigste erledigt. Das kann mitunter auch schon sehr anstrengend sein.

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Letzte Aktualisierung: 2010.12.20, 08:58
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