Die Familie ist tot!- Es lebe die Familie
Montag, 15. November 2010
Tod dem Quälgeist?
Heute gehen wir brunchen. Zum ersten Mal seit….? Wie es mir scheint seit Ewigkeiten. Sascha ist nun nicht mehr so klein, dass er im Wagen liegt und schläft. Er kann schon am Tisch sitzen. Und wir denken, dass es kein Problem sein müsste, wenn ich ihn im Cafe auf den Schoß nehme. Da Sascha noch seine ganz spezielle Ernährung braucht, packen wir reichlich ein. So sollte es auch für ihn angenehm werden. Wir verstauen alles und fahren los. Das Wetter ist sonnig und warm. Ein lauer Wind weht durch die Strassen. Wir entscheiden uns für einen Platz draußen vor dem Cafe. Das Büfett ist frisch und lecker. Endlich mal nicht selber kochen und keinen Abwasch hinterher. Wir schlagen erst einmal richtig zu. Doch unsere Freude währt nicht lange. Nach etwa einer halben Stunde fängt Sascha an zu schreien. Vielleicht hat Sascha schon wieder Hunger? Nein, essen will er ausnahmsweise nicht wirklich. Auch herumtragen hilft nicht. Vielleicht ist die Windel voll? Mit dem brüllenden Kind gehen Andrea und ich zur Toilette. Vorbei an den starrenden Gästen. In der Toilette befindet sich zum Glück ein Wickeltisch. Aber das ist Sascha egal. Er brüllt einfach weiter. Die ganze Zeit. Selbst als ich denke, dass es keine Steigerung mehr gibt, kann er noch lauter. So. Fertig. Wir verlassen mit dem schreienden Kind die Toilette. Wieder sind uns viele Blicke sicher. Vielleicht glauben die Leute wir hätten ihn auf der Toilette verprügelt. Ich lächele verlegen und bahne mir einen Weg durch die anderen Gäste wieder nach draußen. Aber auch dort gibt es keine Ruhe. Die anderen Gäste gucken schon etwas entnervt. Wir versuchen zuerst die Leute und dann Sascha zu ignorieren.
Andrea und ihre Freundin wirken auch schon leicht genervt. Plötzlich, fragt uns Andrea, ob man in der Lage ist seinen eigenen Kindern auch etwas anzutun, wenn sie nicht aufhören zu schreien. Andi und ich blicken uns nur kurz an. Dann antworten wir wie aus einem Mund: „Ja! Und ob!“ Natürlich ist die Toleranzgrenze bei den eigenen Kindern eine ganz andere. Da überhört man schon mal eine ganze Weile das ohrenbetäubende Gebrüll. Während die anderen Anwesenden schon mit einem gequälten Gesicht dasitzen und sich mühsam um höfliche Kommentare wie „Der hat aber eine kräftige Stimme“ bemühen.
Aber es gibt auch die Tage wo man Kopfschmerzen hat oder einfach nur todmüde ist und einfach nur noch seine Ruhe haben will. Diese Situationen scheint unser Zwerg dann sofort wahrzunehmen und hört dann nicht mehr auf zu schreien. Dann probiert man erst mal alles aus. Füttern, Trinken, Windel wechseln, stundenlanges herumtragen und spielen. Manchmal möchte Sascha dann ganz alleine sein und ist irgendwann froh wenn man ihn in Ruhe lässt. Manchmal jedoch hilft auch dies nicht. Dann kann es passieren, dass man irgendwann nur noch hysterisch lachend dasteht, so wie es uns eine Bekannte geschildert hat, die als Au pair in England war. Doch an Stelle unser Kind zu verprügeln haben wir ganz andere, ungewöhnliche Lösungen. Es kam einmal vor, dass wir den laut schreienden Sascha in seinem Körbchen auf den Balkon stellten, wo er dann mit seinem Gebrüll die ganze Nachbarschaft unterhalten konnte. Wir hatten so mal einen Augenblick Ruhe und das gesamte Viertel wusste nun auch, dass hier ein Baby wohnt.
Besonders schlimm ist es wenn Sascha mal krank ist oder kurz bevor er krank wird. Dann quengelt und plärrt er manchmal „scheinbar“ ohne jeden Grund. Erst wenn die Krankheit ausgebrochen ist weiß man, warum er sich so unmöglich aufgeführt hat. Das macht die Sache natürlich nicht einfacher. Da möchte man manchmal auf die Straße rennen und auch laut losbrüllen.

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